Mein Pegasus

Mein Pegasus hat zarte Flügel
und ist recht zierlich von Statur.
Zwar schafft er spielend jeden Hügel,
doch von den Alpen träumt er nur.

Mit hohen Rössern sich zu messen,
verbietet die Bescheidenheit.
Und den Parnass kann er vergessen.
Der Weg dorthin ist viel zu weit.

Er ist mir ohne Zwang zu Willen,
Die Peitsche brauch ich daher nie.
Den Hunger weiß ich ihm zu stillen
mit saft’gen Bündeln Phantasie.

Gern trägt er mich auf seinem Rücken
– Ich bin ihm eine leichte Last –
und fliegt mit mir aus freien Stücken
so hoch und weit, wie’s für uns passt.

Wolkenkuckucksheim

Am Himmel türmen sich die Federbetten
Gebirgen gleich mit Gipfeln, Tälern, Klüften,
wie wenn im Wolkenkuckucksheim zum Lüften
sie Riesen- Hausfraun aufgeschüttelt hätten.

Oh Lust, sich in die federweichen Massen,
So dicht und dick, so duftig, so elastisch,
so hautsympathisch, streichelzart, phantastisch,
von oben her ganz einfach fall’n zu lassen.

Wie würden wir in solchen Betten toben!
Verstecken spielen, Kissenschlachten schlagen,
verweg’ne Saltos, Purzelbäume wagen,
laut juchzend, weil’s ja keiner hört dort oben.

Reißt dann die Sonne auf die Wolkendecke,
gilt’s blitzschnell sich nen Sonnenstrahl zu angeln,
an dem zurück zur Erde sich zu hangeln,
die ganze große, grausam lange Strecke!

Zum Glück tob ich in Wolkenkuckucksheimen
und fremden Federbetten nur in Reimen!

Ach Walther

Hab’ stetig meinen Horizont erweitert.
Längst blick ich über viele Tellerränder.
Mein Wissen hab vertieft ich und verbreitert.
Las viel, studierte, fuhr in ferne Länder
Und fremde Kontinente, konnte sehen,
Dass anderswo die Uhren anders gehen.

Ich hab mich der Moderne nicht verschlossen,
Bin technisch auf der Höh im Hier und Jetzt
Gehe mit meiner Zeit und unverdrossen
Denke global ich, handele vernetzt.
Sitze auf Stühlen mehr als auf dem Steine,
Doch deine Frage, Walther, bleibt auch meine:

Wie soll in dieser Welt man richtig leben?
Ach, eine Antwort kann auch ich nicht geben!