Haus Genese

Ist denn AGRECOL ne Sekte,
(Was ich nur noch nicht entdeckte)
Hoffend, dass durchs große Om
Diese Welt in Ordnung komm?
Fragte mancher sich erschrocken.
Weißgewandete auf Socken
Und mit Leuchten auf der Stirne
Wie von einer inn’ren Birne
Tanken hier mentale Kräfte.
Und -am Rand?- geht’s um Geschäfte:

Man bezahlt in diesem Haus
Viel und bar und im voraus.
Für den Preis, denkt mancher, schlief
Ich schon wen’ger primitiv.
Doch wer sich erleuchtet weiß,
Fragt nicht nach Komfort und Preis.
Ist der Tag in Trance verbracht,
Brauchst du wenig Schlaf bei Nacht.
Darum steht um vier Uhr frühe
Auf der Yogi ohne Mühe.

Singt und tanzt und hüpft putzmunter
Treppe rauf und Treppe runter.
Dass ein andrer schlafen mag,
Schert ihn nicht, für ihn ist Tag.
Geht es um sein Ritual
Ist der Mitmensch ihm egal.
Und aufs Neue hört man fragen:
Warum hier, grad hier nur tagen?
Antwort kommt von Gabi Stoll:
Anderswo war alles voll.

So beruhigt macht man heiter
Mit der Tagesordnung weiter.
Und bei Wein und gutem Wetter
Wird die Stimmung stündlich netter.
Und zum Schluss ist jedem klar,
Dass dies was Besond’res war.
Haus Genese rückt auf Platz
Eins im Anekdoten-Schatz!

Wie die Alb-Linse gerettet wurde

Alb-Träume sind im Regelfalle
bei ihren Träumern nicht beliebt.
Jedoch trifft das nicht zu für alle,
weil es da nämlich einen gibt,
in dessen Kopf griff einstmals Raum
ein leuchtender Alb-Linsen-Traum.

Er träumt ihn nicht, wenn nachts er schlief.
Er träumt ihn wach und sehr aktiv.
Er liest, er forscht, er recherchiert. –
Bis seine Frau es ausprobiert.
Nach ihrer Probesaat im Garten
kann schließlich der Feldanbau starten.

In Petersburg, an fernem Orte,
entdeckt er noch die alte Sorte.
Und kaum dass er sie aufgespürt,
wird sie zur Alb zurückgeführt,
wo sie seitdem sich gut bewährt,
Ertrag und auch Gewinn beschert.

Herr Mammel tat den ersten Schritt.
Inzwischen ziehen andere mit.
Und alle rufen fröhlich:“Heißa!
Hoch lebe unsere Alb- Leisa!“

Der Agrecoller nimmt es wahr:
Innovation, wie hier geschah,
kommt nicht von Schwarm- Intelligenzen.
(Die stoßen dann doch schnell an Grenzen.)
Es kommt dabei – sei’s Frau, sei’s Mann-
noch stets auf Einzel-Menschen an!

Agrecol-Frühjahrstreffen 2014

„Weinbau an der Mittelmosel –

Bewirtschaftung von Steillagen

Es hat der Mensch mit Moselwein
nicht alles, aber viel gemein.
Jung wächst der Rebstock, wie er mag.
Da bringt er noch nicht viel Ertrag.
Doch durch erziehen und beschneiden,
durch dieses tun und jenes meiden,
durch allzu großen Wildwuchs stutzen
wächst er heran zu gutem Nutzen.
Wobei die aller steilsten Lagen
die allerbesten Trauben tragen!
Des Winzers Können, Fleiß und Pein
macht daraus einen Spitzenwein.

Per aspera ad astra streben,
das gilt auch für das Menschenleben.
Besonders für den Agrecoller,
der unentwegt und immer voller
Enthusiasmus, Mut und Glauben,
– nicht abgeschreckt von sauren Trauben –
die Weinberge der weiten Welt
auf je verschiedene Art bestellt
und es so sehr genossen hat,
dass hier und jetzt an seiner Statt
sich andere die Mühe machten
und ihm als Gast die Früchte lachten:
Der Mosel wunderbaren Wein
schenkt’ man in reichem Maß ihm ein.

Er scheidet dankbar von dem Ort,
trägt ein paar Flaschen mit sich fort,
auf dass nicht einzig hier und heut
der Moselwein sein Herz erfreut.
Ingeborg Neunhäuser

Der neue Agre-Koller

Es greift der neue Agrecoller
gar machtvoll über auf die Stadt.
Die scheint an Reizen ihm viel voller,
als was das Land zu bieten hat.
Die Stadt ist ja das neue Feld
für jeden, der was auf sich hält.

Agrikultur ist in den Städten
noch übersichtlich fein und klein,
wie wir’s auch anderswo gern hätten,
doch anderswo kann’s nicht so sein.
Denn draußen wütet der Kommerz,
hier in der Stadt regiert das Herz!

Dem Städter geht es nicht um Pfründen,
ihn treibt die Liebe zur Natur.
Ein eigen Reich will er begründen,
wo’s wächst, grünt, blüht, gesund und pur.
Kein Pflänzlein wird dort malträtiert
noch je ein Gen manipuliert.

Stell dir doch vor, du machst nen Garten
und alle, alle kommen hin.
Können zu helfen kaum erwarten
und packen zu voll Bürgersinn.
Ein Garten Eden wäre dies,
ein wahres Erden-Paradies!

Ingeborg Neunhäuser

Agrecol-Frühjahrstreffen 2005

Nachlese zum Agrecol-Treffen am Chiemsee vom 5. – 8.Mai 2005

Das Wetter ruiniert die Schau.
Der Chiemsee lag im Regen.
Fast musste durch den Chi-em-gau
Man schwimmend sich bewegen.

Doch so ein echter Trans-Migrant
Mit Schirm, Charme, Cape und Mütze
Hüpft leichten Fußes, elegant
Noch durch die tiefste Pfütze.

Sein Vorbild ist das Wanderschaf.
Das Tier kennt ja kein Frieren!
Trotz Wind und Regen tut es brav
Parieren und marschieren!

Doch wenn’s um seine Nahrung geht,
Ist so ein Agrecoller
Schon in der Früh und auch noch spät
Bedeutend anspruchsvoller.

Kaffee, Kaffee muss auf den Tisch,
Kaffee in großen Massen!
Da wird man morgens doch nicht frisch
Von den paar kleinen Tassen.

Das Essen? Biologisch gut!
Chemie? Du liebe Güte.
Da hat der Wirt nichts mit am Hut,
Das kommt nicht in die Tüte.

Was hier wird auf den Tisch gebracht,
Frommt Eltern und auch Kindern
Es ist gesund, weil selbst gemacht.
Die Wurst von eig’nen Rindern!

Frau Wirtin, das soll Rindswurst sein?
Ich möchte doch sehr bitten!
Diese Salami ist vom Schwein,
Die Sie hier aufgeschnitten!

Der Agrecoller ist als Gast
-Und kommt er gar mit Blagen-
Nicht immer eine leichte Last.
Doch muss man ihn ertragen.

Das Schöne an ihm ist: er geht.
Wir werden an ihn denken,
Wenn er dann vor der Türe steht,
Zum Abschied Fahnen schwenken!