Fremde Betten

Warum ich gern in fremden Betten schlafe?
Das hat nur gute, ehrenwerte Gründe,
fern liegt mir jede Sehnsucht nach der Sünde!
Zuhause zähl im Bett ich oft die Schafe,

wenn Schlaf mich flieht, mich so Gedanken quälen
wie etwa: Was mach morgen ich zu essen?
Was wollt ich dringend tun – und hab’s vergessen?
In fremden Betten brauch ich nicht zu zählen.
.
Die Sorgen bleiben brav an ihrem Platze,
verbringe ich die Nacht mal außer Hause,
genieße eine hoch willkommene Pause
von dem Gedankenmüll meiner Matratze.

So einfach ist für meinen Wunsch der Grund!
In fremden Betten schlafe ich gesund!

Herbst

Herbst – Die Gänse werden fetter,
denn es naht der Martinstag.
Müde im Novemberwetter
regnen aus den Bäumen Blätter,
bilden glitschigen Belag
auf den Straßen, was der Städter,
so er Fahrrad fährt, nicht mag.

Stadt zeigt ihre Schmuddelecken,
die im Sommer Grün verbirgt.
Unrat, Stock- und Schimmelflecken
wird der erste Schnee verdecken,
wird die Lebensgeister wecken,
weil das Weiße Wunder wirkt.

Panta rei

So wie es ist,
wird es nicht bleiben.
Die Sonne wird wieder
die Wolken vertreiben.
Der Wind wird die Luft
in der Höhe bewegen.
Und wieder sind Wolken
Und wieder kommt Regen.

Die Welt steht nicht still,
nicht einmal für Sekunden,
die rasch zu Minuten
und Stunden sich runden.
Es schreitet voran
und bewegt sich im Kreise
der Zeiger der Zeit
unaufhaltsam und leise
und dreht sich, und nichts hält ihn an.

Das Sein ist nur Werden
und wieder Vergehen.
Du fließt mit dem Strom,
du glaubst nur zu stehen
er treibt dich, trägt dich mit sich fort.
– Bleiben wird einzig das Wort

Life’s not fair!

Someone has to do the shopping
and the hopping
and the mopping.
Someone has, when things are flopping,
take responsibility.

Someone has to do the cooking,
and the looking
after, and the booking.
Someone – but why always ME???

Someone has to water flowers,
clean the showers,
do odd hours-
TRUE!
.
Whereas someone else is lazy
and as crazy as can be.
Sitting back and having visions,
taking rests and rash decisions,

and I see
that while I am badly slaving,
while I’m craving
for some fun,
all is had by just this one:
YOU!!!

Junge Greise

Manche Greise sind nur mäßig weise.
Manche Greise sind kein bisschen schwach.
Manche Greise sind nicht still und leise,
Sondern machen manchmal mächtig Krach.

Greise sind nicht ganz grundsätzlich gütig.
Greise sind auch nicht von Haus aus mild.
Greise gibt es, die sind übermütig,
Werden, wenn es sein muss, richtig wild.

Sind in Wirklichkeit nicht wahre Greise.
Sind aufgrund des Tatendrangs und Schwungs
Auf sehr eigensinnig eigne Weise
Einfach etwas alt geword’ne Jungs!

Mein Pegasus

Mein Pegasus hat zarte Flügel
und ist recht zierlich von Statur.
Zwar schafft er spielend jeden Hügel,
doch von den Alpen träumt er nur.

Mit hohen Rössern sich zu messen,
verbietet die Bescheidenheit.
Und den Parnass kann er vergessen.
Der Weg dorthin ist viel zu weit.

Er ist mir ohne Zwang zu Willen,
Die Peitsche brauch ich daher nie.
Den Hunger weiß ich ihm zu stillen
mit saft’gen Bündeln Phantasie.

Gern trägt er mich auf seinem Rücken
– Ich bin ihm eine leichte Last –
und fliegt mit mir aus freien Stücken
so hoch und weit, wie’s für uns passt.

Mais

Das kahle Land, das jetzt noch harrt
der grünen Decke, wo erst zart
gelbliche Triebe sich erstrecken,
das wird alsbald der Mais bedecken
.
Der weite Blick, der jetzt noch schweift,
den fernen Horizont umgreift
wird an den dichten hohen Wänden
der Mais bepflanzten Felder enden.

Eng, undurchschaubar grenzen Reih’n
von Mais die schmalen Wege ein.
So monochrom und monoton
scheint seine Masse dir zu droh’n.

Wie atmetest du früher frei,
gingst an den Feldern du vorbei.
Mais macht es fremd wie nie gekannt
das einst vertraute weite Land.

Running

Some feet flying, some feet plodding,
Necks all uniformly nodding –
Faces without fun.

Some ears plugged, some voices mumbling
Figures straight and figures stumbling –
People on the run.

Some are thinking: What a strain this!
Some are wondering what the gain is.
Some just get it done!

Kommentar zum „Werther“

Verehrter Herr Werther,
Ich höre, Sie waren
schon in jungen Jahren
als Mann ein begehrter:
Romantisch, gebildet mit Frack.

Doch Lotte, die flotte,
die war ja nun leider
für Sie nicht mehr frei. Der
Verlobte war mächtig auf Zack.

Sie wussten, Sie mussten
auf Lotte verzichten
und konnten’s mitnichten.
Das machte Sie schwer depressiv.

So traurig wie schaurig
ging alles zu Ende.
Durch eigene Hände
hab’n Sie in der Nacht
sich den Garaus gemacht,
als Lotte ganz ahnungslos schlief.

My bright future

As a young girl I was told:
It’s a woman’s duty
to cherish her beauty,
to care about looks
more than for books.

But at seventy,
I was told,
you are free
cause you are old.

You may become lazy,
you may turn crazy,
do as you like
ride the funniest bike.
You may spoil your figure
with pleasure and vigour,
eat as many steaks,
devour as many cakes
as you can
then.

So I’m looking forward to reaching that age,
turn a new page,
read to excess,
and dress
in the most curious fashion,
develop a passion
for very old men
then.